Zum Tod von Marianne Faithfull:

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Erfurt. Marianne Faithfull komponierte und liebte sich mit den Rolling Stones, später emanzipierte sie sich als Musikerin und Schauspielerin. Wir erinnern an ihr letztes Album.

Seit Donnerstag ist es traurige Gewissheit: „She walks in Beauty“ (Sie schreitet in Schönheit) bleibt das bereits bei seiner Veröffentlichung vor vier Jahren als solches deklarierte letzte Album von Marianne Faithfull. Die Grand Dame der englischen Pop-Musik, der Inbegriff der emanzipierten Muse ist am 30. Januar 2025 mit 78 Jahren in London verstorben.

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Ihre finale Platte ist 2021 eine Überraschung und ein Kraftakt zugleich. Weil nicht einmal ihr Arzt kurz zuvor an ihre Genesung von einer extrem schweren Covid-Infektion geglaubt hatte. Doch die Frau, die schon so viele und vieles überlebt hatte — Drogensucht, Obdachlosigkeit, Unterdrückung durch Männer, Schulterbruch, Brustkrebs — überstand sogar Corona, obgleich schon als Totgeglaubte eingestuft. Indes, Long Covid macht ihr zu schaffen, Singen ist nicht mehr möglich. Faithfulls letztes Album ist ein Hörbuch Eine Überraschung also auch deshalb, weil „She walks in Beauty“ eine Art Hörbuch geworden ist. Faithfull hat sich einer frühen Passion zugewandt: der Leidenschaft für die englischen Romantiker.

Das Cover des Albums „She walks in Beauty“ von Marianne Faithfull und Warren Ellis.
Nur für die Rezension des Albums verwenden.
© BMG Rights | BMG Rights

Es ist eine alte Wahrheit der Bildungspolitik: Es kommt am Ende immer auf den Lehrer an. So auch bei der Faithfull: Ihre Englischlehrerin begeistert sie schon in jungen Jahren für die Klassiker ihrer Heimat aus der Epoche der Romantik. Auf ihrem letzten zu Lebzeiten veröffentlichten Album rezitiert sie deshalb elf Werke von Thomas Hoods, William Wordsworth, Percy Bysshe Shelley, John Keats oder Lord Byron.

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An Faithfull Seite: Warren Ellis, Multiinstrumentalist, Nick-Cave-Intimus und Zeremonienmeister der Bad Seeds, sorgt für die Soundscapes im Hintergrund, mal unauffällig, mal betont unterstützend. Ellis setzt Field Recordings (Naturgeräusche) ein und viel atmosphärische Klanggerüste, die oft nicht groß auffallen, denn im Zentrum stehen die Worte, von Faithfull rau, unprätentiös und lebensnah intoniert. Nick Cave und Brian Eno unterstützen Marianne Faithfull Große Namen, oft auch längst gute Bekannte, lassen sich als Begleitmusiker für diesen stimmungsvollen Lyrik-Vortrag gewinnen. Nick Cave spielt bei fast allen Stücken Klavier, ab und an etwas Vibraphone. Auch der Soundexperte Brian Eno teilt sein Können und greift sogar zur Klarinette.

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Faithfulls Stimme ist seit Ende der 70er-Jahre erfahrungsgegerbt, von den Torturen ihrer einstigen Drogensucht gezeichnet. Klangmäßig wird auf dem Album nichts beschönigt, muss es auch nicht. Die Lebenskünstlerin zitiert auf ihre eigene Weise, es passt zu den Gedichten über traurig-schöne Sehnsuchtswelten. Das wohl bekannteste, „The Lady of the Shalot“, wird am Ende zum elfminütigen Schwanengesang.

Die Frau, die all den Widrigkeiten, die dieses Leben für sie bereithielt, am Ende immer in ihrer eigenen Anmut trotzte, entschwindet wie die sagenhafte Schönheit in dem Boot aus der Ballade von Alfred Tennyson, langsam gleitend und leise in eine andere Welt. Yes, she walked in Beauty. Wir stellen in #langenichtgehört vergessene, verkannte oder einst viel gehörte Alben vor. Alle Folgen gibt es hier.
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