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Musikantenstadl Muri? Ist das Dorf gross genug für zwei Klassikveranstalter? In Muri kommt es zu einem Konkurrenzkampf der Klassikveranstalter: Vielleicht gar zum Vorteil des Publikums? Der Teufel versteckt sich im Detail? Im Kloster Muri, Katholizismus verpflichtet, ist es der gute Engel, der sich dort verbirgt! In einem Faltprogramm von «Murikultur» zu zwei Konzert-Blöcken im Januar und April gibt es einen Hinweis auf ähnliche Projekte in Boswil und in Seon.Konkurrenz zwischen den zahlreichen Klassikanbietern war gestern, denn nun reicht da jemand den Konkurrenten die Hand und sagt seinem Publikum: Falls euch mein Programm gefällt, könnte auch dies und das beim Nachbarn für euch interessant sein. «Ich bin neu im Freiamt», bekennt dieser «Jemand», und sagt: «Vielleicht ist das gar nicht so schlecht.» Pascal Hüppi (*1993): neuer Ressortleiter «Musik im Festsaal» von «Murikultur». Bild: Lucrezia Lucas Dieser Jemand heisst Pascal Hüppi, seit Herbst 2024 ist er Leiter der Abteilung «Musik im Festsaal» des Aargauer Kulturleuchtturms «Murikultur». Sein Arbeitsstart ging mit lauten Nebengeräuschen über die Bühne. Allerdings nicht direkt seine Anstellung, sondern die Entlassung seines Vorgängers Renato Bizzotto. Bizzotto und Heidi Holdener, Geschäftsführerin von «Murikultur», konnten es auf persönlicher und künstlerischer Ebene nicht mehr miteinander.Der 31-jährige Hüppi wirft nun einen für Muri neuen Blick auf die Klassik, will sie interdisziplinär präsentieren, Künstler nach Muri bringen, die hier noch wenig bekannt sind. Er will das Lied fördern und Querbezüge schlagen, Programme ausprobieren, die für das Publikum auch mal ungewohnt sind: «Da braucht es wohl einen langen Schnauf», sagt er. Für ihn und für das Publikum.«Da braucht es wohl einen langen Schnauf»Ein Newcomer, ein Nobody, der zum ersten Mal eine solche Position innehat inmitten von Alteingesessenen – kann das gut gehen? «Es ist vieles neu, aber nicht ganz fern von meiner Geschichte», sagt Hüppi. Er studierte Gesang in Luzern und London, schnupperte dann in den Geisteswissenschaften herum, wandte sich der Philosophie zu. Und jetzt – nach einem Blick in die Kunstwelt und einem in einen Kleintheaterbetrieb mitsamt einem Musikmanagement-Lehrgang – folgt ein neuer Schritt in Muri. Die Erfahrungen werden vermengt.Das Gute bei all den programmierten dramaturgischen Risiken für den jungen Musikmanager: Er ist genau dafür angestellt. Er kann gelassen zuschauen, wie sein Vorgänger Renato Bizzotto den Alleingang wagt, indem er eine zweite, konträre Klassikreihe auf die Beine gestellt hat, die ebenfalls die Säle im Kloster als Veranstaltungsort nutzt. Der Hansdampf in allen Murianer Gassen hat genügend Sponsoren und Mäzene zusammen und legte vor kurzem sein Jahresprogramm von Muri Classics vor. Renato Bizzotto, ehemaliger Ressortleiter «Musik im Festsaal» und neuer Leiter von «Muri Classics». Bild: zvg Da tauchen Weltstars auf (Renaud Capuçon, Fazıl Say), es kommen die grossen Orchester (das Tonhalle-Orchester Zürich), und nebenbei präsentiert man auch lokale, junge Künstler. Sogar ein Frühlingsfestival hat Platz, auch wenn es nur aus zwei Konzerten besteht. Aargauisch innenpolitisch gesehen, ist es etwas verblüffend, dass Bizzotto mit dem hochsubventionierten Argovia Philharmonic kooperiert.Wie auch immer: Dieses musikalische Feuerwerk soll jeweils die 285 Plätze des Festsaals oder den kleineren Singisen-Saal füllen. Doch wie die Vergangenheit zeigt: Selbst bei Namen wie Philippe Herreweghe oder Zubin Mehta ist das nicht so leicht zu schaffen. Pascal Hüppi stellte sich mit einer eigenwilligen Version von Schuberts «Winterreise» in Muri vor. Video: YouTubeHüppi bleibt gelassen, zeigt Mut und machte ausgerechnet «Angst» zum Thema seines Antrittsfestivals an einem Januar-Wochenende. Er bot vier unterschiedliche Auseinandersetzungen mit der «Winterreise» von Franz Schubert, in einer war er selbst der Protagonist, stellte sich in Muri als Sänger vor. Er sucht mit dem Thema «Angst» eine emotionale Auseinandersetzung auf künstlerischer Ebene.Sein Start fällt in eine spannende Zeit, nähert man sich doch dem 1000-Jahr-Jubiläum des Klosters 2027 an: «Das ist die Chance, Dinge neu zu denken und zu reflektieren.» Nicht mit Prunk&Pomp will er feiern, sondern in die Geschichte eintauchen, aber auch nach vorne schauen. «Wie gestalten wir die Zukunft, welche Aufgabe hat die Kultur, welche ‹Murikultur›?», fragt er. Hüppi will sich nun erst einmal auf den Ort einlassen, um nach dem Jubiläumsjahr noch konsequenter in eine eigene Richtung zu gehen. Wohin? «Das versuche ich jetzt herauszufinden», sagt er lächelnd.Der Neue suchte das Gespräch mit den KonkurrentenWie erwähnt: Was Bizzotto und Muri Classics machen, könnte Hüppi egal sein, er hat seinen Auftrag. Doch siehe da, er ging auf Bizzotto zu, traf sich mit ihm. Klug, denn bei aller Konkurrenz, die da besteht, braucht es auch Absprachen, wenn in einer 8000-Seelen-Gemeinde zwei Konzertveranstalter ihr Glück versuchen. Und auch Muri agiert im Freiamt nicht alleine. Das Künstlerhaus Boswil ist bloss vier Kilometer entfernt, Seon 21 Kilometer. Und so besuchte Hüppi auch den Nachbarn in Boswil, diskutierte mit Claudio Rosetti.Mit den Konzert-Blöcken wie Ende Januar – mal grössere, mal kleinere – will Hüppi fortfahren. Das Thema Angst wird im April weitergedacht. Den nächsten Schwerpunkt präsentiert er im September bei den Kulturtagen Muri: «Wut» heisst das Thema, «Trauer» das übernächste. Doch siehe da, die kathartische – reinigende – Wirkung naht: Kurz vor dem 1000-Jahr-Jubiläum heisst es «Freude». Möge sie dann in Muri herrschen.Nächste Programmpunkte «Musik im Festsaal» von Pascal Hüppi: 11./12. April, zwei Kammerkonzerte mit dem Quatuor Daniel und Marianna Shirinyan (Klavier) mit Werken von Weinberg und Schostakowitsch im Singisen-Saal.«Muri Classics» von Renato Bizzotto: Frühlingsfestival 22. 3./23.3. Orchestre de Chambre Lausanne und Renaud Capuçon sowie Les Vents Français..
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