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Berlin. Die Europäische Zentralbank hat sich festgelegt: Erneut sinken im Euroraum die Leitzinsen. Um 0,25 Prozentpunkte verringerten die Währungshüter am Donnerstag den Einlagenzins. Er liegt jetzt bei 2,75 Prozent, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Es ist die mittlerweile fünfte Senkung seit Beginn der Zinswende im Sommer 2024.
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Der Hauptrefinanzierungs-Zinssatz, den Banken zahlen, wenn sie sich Geld von der EZB leihen, wurde auf 2,9 Prozent abgesenkt. Der EZB-Rat begründete den Schritt unter anderem mit den Inflationsaussichten. Die hatte zuletzt zwar wieder leicht angezogen, wird sich nach Meinung der Zentralbanker in diesem Jahr aber beim Zielwert von 2 Prozent einpendeln.
EZB muss Konjunktur im Blick behalten
Offen ließ EZB-Präsidentin Lagarde allerdings, ob es zu weiteren Senkungen kommen wird. „Wir haben noch keine Diskussion über den Punkt geführt, an dem wir aufhören müssen“, sagte sie nach der Sitzung des EZB-Rates in Frankfurt.
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Die Notenbank wandelt auf einem schmalen Grat: Sie muss einerseits die Inflation bekämpfen und andererseits die Konjunktur im Blick behalten. Denn die Wirtschaft im Euroraum schwächelt nach wie vor.
Wie um das zu untermauern, lieferten die beiden wichtigsten Volkswirtschaften am Donnerstag wenig aufmunternde Zahlen. Laut einer ersten Schätzung der Statistikbehörde Eurostat ging die Wirtschaftsleistung in Deutschland in den letzten Monaten des Jahres 2024 um 0,2 Prozent zurück, in Frankreich sank sie um 0,1 Prozent. Immerhin etwas positiver sind die Zahlen, die für das vierte Quartal aus Spanien kamen: Dort wuchs das Bruttoinlandsprodukt um 0,8 Prozent. In Italien hingegen stagnierte die Wirtschaft.
Mehr Investitionen gefordert
Beobachter waren deshalb davon ausgegangen, dass die EZB die Leitzinsen am Donnerstag weiter senken würde. Wirtschaftsvertreter begrüßten die Senkung. „Die behutsame Zinssenkung ist ein Schritt zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit Europas in international herausfordernden Zeiten“, sagte etwa Volker Treier, Chefanalyst der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Gleichwohl brauche die europäische Wirtschaft Impulse für mehr Investitionen. Treier mahnte, dass die Wirtschaftspolitik allerdings noch das Übrige tun müsse, um endlich wieder Investitionen in größerem Maße anzuregen.
Ähnlich sieht das Ulrich Reuter, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). Die Zinssenkung um 25 Basispunkte schaffe kurzfristig zwar etwas Luft, könne aber die strukturellen Probleme in Europa nicht lösen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Ohne gezielte Reformen für nachhaltiges Wachstum verpufft ihre Wirkung.“
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Zinsen für Festgeld und Tagesgeld geben nach
Die erneute Senkung hat auch Folgen für Sparerinnen und Sparer. Zwar entscheiden die Banken selbst, wie sie die niedrigeren Zinsen an ihre Kundschaft weitergeben. Zuletzt aber gingen die Zinsen für Festgeld und für Tagesgeld merklich zurück. „Die Erfahrung der letzten Monate zeigt, dass ein großer Teil der Banken Zinssenkungen beim Tages- und Festgeld relativ rasch an ihre eigenen Kunden durchreicht“, sagt Ralph Wefer vom Vergleichsportal Verivox dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Eigentlich gilt, dass des Sparers Leid des Käufers Freud ist, doch auch für Immobilieninteressenten gibt es schlechte Nachrichten: Die Hypothekenzinsen sind zuletzt wieder gestiegen. „Die Finanzierungsbedingungen für Eigenheimerwerber haben sich seit Jahresbeginn merklich verschlechtert“, sagt Wefer.
Mohr: Inflationssorgen lassen Bauzinsen ansteigen
Laut dem Kreditvermittler Interhyp liegen die Zinsen für Immobilienkredite mit zehnjähriger Zinsbindung aktuell im Schnitt bei 3,51 Prozent. Anfang des Jahres waren es noch 3,16 Prozent gewesen. „Wer heute einen zehnjährigen Baukredit in Höhe von 250.000 Euro aufnimmt und 1.200 Euro für die Rate aufbringt, muss dafür bis zum Ende der ersten Zinsbindungsfrist über 9.500 Euro mehr Zinsen zahlen, als für einen Kredit in gleicher Höhe noch Anfang des Jahres fällig gewesen wären“, erklärt der Experte für Finanz- und Bankprodukte.
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„Vor allem Inflationssorgen an den Finanzmärkten haben die Bauzinsen seit Januar wieder nach oben steigen lassen“, erklärt Interhyp-Vertriebsvorständin Mirjam Mohr. Denn die Bauzinsen hängen nicht direkt am EZB-Leitzins. Ausschlaggebender ist die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen, in die unter anderem die Inflationserwartungen fließen.
Womit Hauskäufer rechnen müssen
Verkürzt lässt sich das so zusammenfassen: Steigt die Inflation, verlangen Investoren unter Umständen einen gewissen Renditeaufschlag, wenn sie dem Staat Geld leihen. Hinzu kommen deutlich eingetrübte wirtschaftliche Aussichten, gibt Finanzexperte Wefers zu bedenken – und damit höhere Risiken für Investoren. „Dieses Risiko lassen sie sich mit höheren Renditen bezahlen“.
Aussicht auf sinkende Hypothekenzinsen kann Wefers nicht geben. „Mittelfristig rechnen wir bei den Baukrediten mit einer Seitwärtsbewegung – also mit Zinsen in etwa auf aktuellem Niveau, wobei kurzfristiger Ausschläge nach oben und unten immer möglich sind“, sagt er.
Mirjam Mohr analysiert das ähnlich. „Unseren Einschätzungen nach werden sich die Bauzinsen bis zum Frühjahr in einem Korridor zwischen 3 und 3,5 Prozent für zehnjährige Darlehen seitwärts bewegen“, sagt die Managerin.
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