Endlich Drama in der Champions League: 18 Spiele parallel

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Die drei Zahlen, die man als Fußballfan kennen sollte, wenn man sich auf diesen Mittwochabend einstellen will, lauten: 18, 90 und Drei. 18 Fußballspiele à 90 Minuten finden an diesem letzten Spieltag der Champions-League-Gruppenphase zur gleichen Zeit um 21.00 Uhr statt (alle Spiele im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei DAZN) – und wenn man weiß, dass in einem Champions-League-Spiel durchschnittlich etwas mehr als drei Tore fallen, kann man errechnen, was diejenigen erwartet, die diesen letzten Spieltag in der Konferenz verfolgen wollen: circa alle 100 Sekunden ein Tor. Und immer noch öfter als alle zwei Minuten, wenn man die Nachspielzeit berücksichtigt.

Das ist gewiss nichts für Zuschauer, die sehen und verstehen wollen, wie sich ein Fußballspiel entwickelt. Es ist aber sicher auch nicht langweilig; zumal es in einem Großteil der Spiele an diesem Abend tatsächlich noch um mehr geht als um Siegprämien. Und damit hat die Europäische Fußball-Union (UEFA) ein Ziel ihrer Champions-League-Reform zumindest teilweise erreicht – ein weiteres, neben dem Ergebnis, dass die zusätzlichen Spiele mehr Geld einbringen werden.

Ein zentrales Problem des alten Modus war die Vorhersehbarkeit der Gruppenphase. Die Spieler des FC Bayern etwa wussten seit 2010 stets schon vor dem letzten Spieltag, dass sie fürs Achtelfinale qualifiziert waren, den Männern in den weißen Trikots von Real Madrid oder in den himmelblauen von Manchester City ging es oft genauso.

Die längste Tabelle Europas

In dieser Saison ist das anders: Die Bayern, gerade Fünfzehnter in der längsten Tabelle Europas, sind nicht nur noch nicht fürs Achtelfinale qualifiziert, sie wissen nicht einmal, ob ihnen drei Punkte reichen, um dorthin zu gelangen. Womöglich müssen sie trotz eines Sieges gegen Slovan Bratislava den Umweg über die Play-off-Spiele gehen, die Mitte Februar jene Mannschaften bestreiten, die nach der Gruppenphase die Plätze neun bis 24 belegen. Ein Umweg, auf dem sie auf Manchester City, Juventus Turin oder Paris St. Germain treffen könnten. Nicht der trittsicherste Pfad im europäischen Fußball. Und eine Konstellation, auf die man vor Beginn dieses Turniers eher nicht gewettet hätte.

Nun kann man fragen, ob das für den Modus spricht oder nur gegen die Großvereine, die sich in dieser Tabellenregion tummeln, und vermutlich ist beides richtig: Manchester City ist von der alten Passspielperfektion weiter entfernt denn je, Paris St. Germain ist ein Team mit vielen Jungspunden, die gegen die Besten des Kontinents noch Probleme haben, die Bayern hätten sich mit Niederlagen gegen Rotterdam und Aston Villa wohl auch im alten Modus in die Nähe des Ausscheidens gespielt. Rotterdam, Aston Villa, Barcelona und München – das klingt durchaus nach einer realistischen Gruppenkonstellation.

Wahrscheinlich aber hat auch die neue Turnierform, in der ein einzelnes Spiel weniger Gewicht hat, weil es ein Achtel statt ein Sechstel der Gruppenphase darstellt – und zudem der direkte Vergleich an Bedeutung verliert –, zu dieser Situation beigetragen. Womöglich fehlen zwei, drei Prozent, wenn Mannschaften meinen, noch genug Zeit zur Korrektur zu haben. Insgesamt jedenfalls kuscheln sich die Klubs in der Tabelle sehr dicht aneinander.

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Ganz sicher im Achtelfinale stehen vor dem letzten Spieltag nur Liverpool und Barcelona. Dahinter haben 18 Teams zumindest theoretisch noch Chancen auf das direkte Weiterkommen; darunter auch die Bayern und Borussia Dortmund, deren Gegner Schachtar Donezk mit etwas Glück (und einem klaren Sieg) auch noch zu den Play-off-Klubs klettern könnte. Dafür wäre wiederum wichtig, dass der VfB Stuttgart und Paris St. Germain nicht das Unentschieden erspielen, das beiden für die K.-o.-Phase reicht – und spätestens jetzt merkt man: Es könnten nicht nur anderthalb Stunden Tortrubel, sondern auch anderthalb Stunden Rechnerei werden.

Die neue Unordnung ist gut für die Unvorhersehbarkeit, sie hat den Wettbewerb aber auch insofern verändert, als die ersten sechs Spiele der Gruppenphase für den Zuschauer noch keine große Dramaturgie entfalten. Wo früher schon nach zwei Unentschieden das Rechnen und Bangen begann, lohnt der Blick auf die Tabelle nun bis kurz vor Schluss kaum: zu unterschiedlich der Spielplan, zu unübersichtlich die Lage. Die frühen Spiele wirken eher wie ein Grundrauschen, von dem man sich berieseln lassen kann, deren Ausgang man aber noch nicht gebannt verfolgt.

Unangenehme Überraschung: Manchester City und Paris St. Germain droht  tatsächlich das Aus nach der Vorrunde.
Unangenehme Überraschung: Manchester City und Paris St. Germain droht tatsächlich das Aus nach der Vorrunde.EPA

Und das größte Hindernis für einen unvorhersehbaren Wettbewerb hat auch diese Reform nicht behoben: Der Wettstreit von Europas Besten ist noch immer oft ein sehr ungleicher. Neun Mannschaften sind bereits ausgeschieden vor diesem letzten Spiel, viele von ihnen waren es schon in der Woche davor – Slovan Bratislava etwa, der slowakische Dauermeister, der am vergangenen Dienstag chancenlos war gegen Stuttgart, den Vierten der Bundesliga. Wie ernst die Ausgeschiedenen nun ihre letzten Partien nehmen, ist entscheidend für die Chancen der anderen.

Insofern haben die vier zusätzlichen Teams, die seit dieser Saison an der Champions League teilnehmen, zwar für mehr Spiele und mehr Geld gesorgt, für mehr Überraschungen eher nicht. Aber vielleicht wäre ein Ausscheiden von Pep Guardiola und Manchester City, das noch vor Kurzem die dominanteste Mannschaft Europas war und sich nun auf Platz 25 einer europäischen Tabelle wiederfindet, für den Anfang ja auch schon überraschend genug.

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