Champions League: Zur Beruhigung erst mal Achterbahn fahren

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Alle Ergebnisse und die Abschlusstabelle der Gruppenphase der Champions League

Nach drei Minuten war klar, was das für ein Abend werden würde. „Elfmeter in Mailand“, rief der zuständige Reporter des Streamingdienstes Dazn, sodass die Regie nach Mailand schaltete. Doch bevor überhaupt ein Mailänder Spieler zur Vollstreckung des Elfers schreiten konnte, hieß es „Tor in Birmingham!“, und so wurde eben nach Birmingham geschaltet, wo das Tor für Aston Villa gezeigt wurde. Noch während die Zeitlupe dieses Treffers lief, hieß es „Tor in Salzburg!“ und nur Sekunden später „Tor in Lille!“, aber es gab ja noch den Elfmeter in Mailand, der dann wenigstens live verwandelt wurde, und dann erst wurde das Tor in Lille gezeigt, aber das in Salzburg war ja noch offen, doch dann kam noch einmal „Tor in Birmingham“ dazwischen, und man sah bereits das zweite Tor von Aston Villa, ehe es endlich nach Salzburg ging und man selbst sich fragte, wie man das bitte noch knapp 90 Minuten durchhalten solle.

18 Champions-League-Spiele liefen am Mittwochabend zur gleichen Zeit. Das lag am neuen Modus, den die Uefa sich ausgedacht hatte. Weil die Gruppenphase der europäischen Bestenliga zuletzt arg vorhersehbar war und besonders der letzte Spieltag langweilig. Meist stand nämlich schon fest, welche Teams sich für das Achtelfinale qualifizieren würden (meist die Großen) und welche nicht (meist die anderen). Seit diesem Jahr spielen alle Teams in einer großen Gruppe, formieren sich in einer Tabelle, was zur Folge hat, dass es plötzlich einen Tabellen-28. gibt – und dass nun jedes Spiel plötzlich wichtig wird, weil man wegen der Punktenge eben schnell in dieser Tabelle klettert oder abrutscht. Weil sich jedenfalls eine sehr interessante Dynamik ergibt, die selbst einige Fußballbeobachter überrascht.

Lange war klar, dass diese neue, aufregendere Gruppenphase in einem letzten zeitgleichen Spieltag kulminieren würde. Einen Abend mit so viel Fußball, wie es ihn in Europa noch nie gab. Punkt 21 Uhr wurden also die Spiele in München, Dortmund, Barcelona, Mailand, Manchester, Leverkusen, Turin, Zagreb, Lille, Eindhoven, Salzburg, Lissabon, Bern, Birmingham, Girona, Guingamp, Klagenfurt und Stuttgart angepfiffen.

Wie die Kommandozentrale von SpaceX

Der übertragende Streamingdienst Dazn erfand selbst die schönsten Superlative: „Monsterkonferenz“, „Gagakonferenz“ oder „XXL-Konferenz“. Bevor das erste Spiel losging, lief die Moderatorin Laura Wontorra in ein großes Studio, in dem im Halbkreis 18 Kommentatoren saßen, mit Kopfhörern und vor vielen Monitoren. Es sah ein wenig so aus wie die Kommandozentrale von SpaceX, und man fragte sich, wie der Sender so viele Moderatoren auftreiben konnte, ehe einem einfällt, dass ein Monatsabo 44,95 Euro kostet.  

Die Kommentatoren hatten jedenfalls einen der leichtesten Jobs des Abends. Stress hatte, wer die Konferenz schauen musste. Weil bei jedem Tor (und auch jedem vom Videoassistenten zurückgenommenen Tor) und Platzverweis jeweils zum entsprechenden Spiel geschaltet wird, kam man als Zuschauer kaum hinterher. 64 Tore fielen an diesem Spieltag, rechnet man eine Spieldauer von 95 Minuten an, wurde durchschnittlich also allein wegen der Tore alle 104 Sekunden in ein anderes Stadion geschaltet. Weshalb man als Zuschauer konstant zwischen Faszination und Reizüberflutung wechselte. Wahrscheinlich eine Altersfrage.

Ein Spieltag für die Generation TikTok

Um 21.17 war es besonders absurd. Tor in Turin! Tor in Mailand! Tor in
Dortmund! Innerhalb von drei Sekunden. „Wir gehen wo auch immer hin“,
rief der Dazn-Kommentator. Und hoffentlich startet der für diese Konferenz
zuständige Regisseur demnächst in seinen Jahresurlaub.

Es war in jedem Fall ein Spieltag wie gemacht für die Generation TikTok, der man nachsagt, ihre Aufmerksamkeitsspanne halte nicht länger als eine durchschnittliche Ballbesitzphase von RB Leipzig. Der Second Screen jedenfalls konnte ausbleiben (wer es sich wirklich geben wollte, schaute parallel noch das deutsche Viertelfinale der Handball-WM). Und zur Beruhigung musste man dann erst mal Achterbahn fahren gehen.

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