
Konzertreihe
Ohrenschmaus in fünf Gängen: Die Reihe Alte Musik St.Gallen lockt im Februar mit Erlesenem – bei freiem Eintritt Von Telemanns Tafelmusik bis zu einer Messe aus fünf Jahrhunderten reicht dieses Jahr das Programmspektrum der Konzertreihe Alte Musik St.Gallen. Der künstlerische Leiter, Michael Wersin, hat grosse Namen zu Gast in St. Laurenzen und St. Mangen und musiziert selbst mit. Lohnend sind auch die Einführungen und Künstlerbegegnungen. Michael Wersin, künstlerischer Leiter der Konzertreihe Alte Musik St.Gallen, freut sich auf ungewöhnliche Programme aus dem Barockrepertoire. Bild: Victor Marin Die barocke Freude am Genuss, wie sie an Fürstenhöfen oder in Versailles gelebt wurde, beginnt oft schon auf dem Deckblatt von Notenheften. «Musique de Table» nannte Georg Philipp Telemann seine Sammlung französischer Tanzsätze, Unterhaltungsmusik für Bürgertum und Adel. Sie verkaufte sich seinerzeit bestens und macht bis heute Appetit auf einen gepflegten Ohrenschmaus – erst recht, wenn die renommierte Akademie für Alte Musik Berlin, gegenwärtig eines der weltweit führenden Barockorchester, dafür nach St.Gallen reist.Am Sonntag, 2. Februar, eröffnet «Akamus», wie das Orchester sich gerne kurz und bündig nennt, die Konzertreihe Alte Musik St.Gallen in der Stadtkirche St. Laurenzen. Zusammen mit der Oboistin Xenia Löffler und der in der Ostschweiz lebenden Barocktrompeterin Ute Hartwich als Solistinnen wird es «tafelmusikalische Vergnügungen des Gehörs» auftischen. Anschliessend trifft man sich, was zum Gesamtkonzept der niederschwelligen Reihe gehört, im Stadthaus zum Apéro mit den Musikerinnen und Musikern. Seit 1982 gemeinsam auf historischer Entdeckungsreise: die in (Ost-)Berlin gegründete Akademie für Alte Musik, kurz «Akamus». Bild: Uwe Arens «Musikmachen mit Freunden» – neuen und vertrautenAuch das «Israelsbrünnlein» aus der Feder von Johann Hermann Schein (1586–1630), einem Vorgänger Bachs an der Leipziger Thomaskirche, verspricht auf barock-bildhafte Weise erquickende Hörerfahrungen. Es handelt sich um geistliche Vokalmusik mit Generalbass-Begleitung, bei der Michael Wersin wie schon in vielen Konzerten der von ihm geleiteten Reihe an der Truhenorgel mitspielen wird. Ein «Musikmachen mit Freunden» sei das, sagt er, bei dem auch neue Programme entstehen, sich die beteiligten Musiker lang gehegte Wünsche erfüllen und sich abseits des gängigen Repertoires bewegen.Teils fusst dieses «Musikmachen» auf langer Bekanntschaft und Vertrautheit, wie im Fall des Programms zu Johann Hermann Schein am 16. Februar – hier gibt es ein Wiederhören mit Miriam Feuersinger, Catalina Bertucci, Benno Schachtner, Daniel Johannsen und Lisandro Abadie als Vokalsolisten. Teils sieht und hört man sich erstmals: So wird es am 9. Februar sein, wenn das Ensemble Syntagma Amici, zu Deutsch «Zusammenschluss von Freunden», einen Wettstreit zwischen barocken Bläsern und Streichern anzettelt und sich Michael Wersin und die Cembalistin Irene González Roldán hinzugesellen.Der legendäre Wohlklang des Kammerchors StuttgartTradition hat unterdessen der an die Reihe angeschlossene Workshop. Diesmal wird ihn der aus Bayern stammende Basler Organist und Orgelprofessor Tobias Lindner leiten, bevor er tags darauf, am 23. Februar, selbst eine Probe seines Könnens gibt: mit einer Auswahl von Werken aus den Metropolen des frühbarocken Orgelspiels, Hamburg, Augsburg und Venedig.Ein lang gehegter Wunsch erfüllt sich beim Abschlusskonzert am 2. März auch für Michael Wersin. Zu Gast ist dann der Stuttgarter Kammerchor, seit 1968 unter der Leitung seines Gründers Frieder Bernius. Wersin selbst hat in den frühen 1990er-Jahren eine Weile im Stuttgarter Kammerchor gesungen: Nachdem ihn ein CD-Fund, eine Mendelssohn-Einspielung, derart begeistert hatte, dass er Kontakt mit Frieder Bernius aufnahm. «Der transparente, homogene Klang des Kammerchors Stuttgart hat die deutsche Kirchenchorlandschaft über Jahrzehnte entscheidend geprägt», sagt Wersin.In St.Gallen wird Bernius etwas ausprobieren, das es noch nicht auf CD gibt: ein Mess-Pasticcio mit neu zusammengesetzten Einzelsätzen aus mehreren Jahrhunderten, vom Barock bis in die Gegenwart, darunter auch das berühmte «Agnus Dei» von Samuel Barber (1910–1981). Zu allen Konzerten, die bei freiem Eintritt stattfinden, gibt es jeweils um 16.15 Uhr eine Einführung.Hinweis Sonntag, 2. Februar, 17 Uhr, Kirche St. Laurenzen, amsg.ch
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